Kooperation zwischen Universität Zürich und Empa trägt Früchte

Informatik im Kontext von Umwelt und Entwicklung

16.12.2009 | MICHAEL HAGMANN

Am 14. Dezember wurde Lorenz Hilty vom Universitätsrat der Universität Zürich zum Professor für Informatik und Nachhaltigkeit an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ernannt. Die Professur «ad personam» stützt sich auf eine Vereinbarung zwischen der Universität und der Empa über eine vermehrte Zusammenarbeit in Lehre und Forschung. Hilty will mit seiner Gruppe Anwendungen der Informatik entwickeln, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, sowie den gesellschaftlichen Diskurs über neue Technologien fördern.

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Legende: Prof. Dr. Lorenz Hilty

 
Mit den Informations- und Kommunikationstechnologien ist es wie mit den meisten neuen Technologien: sie bringen einen enormen Nutzen, bergen jedoch auch Gefahren. Die Informatik ermöglicht einerseits mehr Wertschöpfung mit immer weniger natürlichen Ressourcen, andererseits verursacht die digitale Hardware unter dem Strich beträchtliche Material- und Energieflüsse. Auf der einen Seite macht uns die Informatik unabhängiger von Zeit und Ort, auf der anderen Seite nimmt die Abhängigkeit der Gesellschaft von verwundbarer Infrastruktur zu – paradoxe Situationen, mit denen sich Lorenz Hilty, der neu berufene Professor der Universität Zürich und Leiter der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» in St. Gallen, bestens auskennt. «Wir können all diese Entwicklungen gestalten und steuern. Denn unsere Gesellschaft ist nicht durch Technologie determiniert», ist Hilty überzeugt. Er will mit seiner Gruppe Anwendungen und Tendenzen der Informatik identifizieren, die zu einem Strukturwandel beitragen, hin zu Produktions- und Konsummustern, die eine hohe Lebensqualität für mehr Menschen mit einem geringeren Material- und Energiebedarf sichern können.
 

Wie Informatik zu nachhaltigen Lösungen beitragen kann

Studierende der Universität Zürich auf Masterstufe können sich bei Lorenz Hilty im Institut für Informatik das Rüstzeug holen, um die Einbettung technischer Systeme in soziale und ökologische Systeme verstehen zu lernen. Sie sollen eigene Ideen entwickeln, wie Informatik zum Vorteil der Gesellschaft und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung eingesetzt werden kann. Schon seit 2007 gibt der habilitierte Informatiker Vorlesungen an der Universität Zürich; ab 1. Februar 2010 wird er Studienmodule nun als Professor durchführen und Doktorarbeiten betreuen.

 
Lorenz Hilty, der auch weiterhin die Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» in St. Gallen leiten wird, hat langjährige Erfahrung in Forschung und Lehre. Von 1998 bis 2005 war er bereits Professor für Informatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Parallel dazu leitete er ab 2000 das Forschungsprogramm «Nachhaltigkeit in der Informationsgesellschaft» an der Empa, aus dem 2004 seine heutige Abteilung hervorgegangen ist. Nach Lehraufträgen an den Universitäten Basel und St. Gallen lehrte er im Wintersemester 2008/09 zudem als Gastprofessor für «Sustainability and New Media» am Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt in Wien. Hilty berät die Europäische Kommission und die OECD in Fragen von Informatik und Nachhaltigkeit. Er ist Vorstandsmitglied der Schweizer Informatik-Gesellschaft und Experte in der Kommission für Ethik und Technik der Schweizerischen Akademie für Technische Wissenschaften (SATW).
 

Kooperation von Universität Zürich und Empa

Hiltys Professur «ad personam» stützt sich auf eine Vereinbarung zwischen der Universität Zürich und der Empa über eine verstärkte Zusammenarbeit. 2008 unterzeichneten der damalige Direktor der Empa, Louis Schlapbach, und der damalige Rektor der Universität Zürich, Hans Weder, einen Vertrag, der die vertiefte Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen im Rahmen von Forschungsprojekten und in der Lehre vorsieht. Mehrere Empa-ForscherInnen haben Lehraufträge an der Universität Zürich und viele Empa-Doktorierende sind dort immatrikuliert.

 
«Die Professur Hilty bietet eine Reihe von Chancen und Vorteilen für beide Institutionen», meint Martin Glinz, Direktor des Instituts für Informatik an der Universität Zürich. «Wir gewinnen mit Lorenz Hilty einen international ausgewiesenen Experten für das Gebiet Informatik und Nachhaltigkeit. Wir können damit ein attraktives Lehrangebot in Informatik und Nachhaltigkeit bieten und mit Forschung in diesem zukunftsträchtigen Gebiet die starke Position des Instituts ausbauen. Wir erwarten zudem Impulse für Kooperationen mit anderen Forschungsgruppen des Instituts und der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät insgesamt. Umgekehrt werden Impulse, Ideen und Ergebnisse aus dem Forschungsumfeld an der Universität Zürich auch die Arbeiten der von Hilty geleiteten Empa-Abteilung befruchten.»
 
 
 

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