Erster Dialog zum Thema «NanoSafe Textiles» an der Empa

Wie sicher sind nanotechnologisch veredelte Textilien?

20.12.2007 | MICHAEL HAGMANN

Die Nanotechnologie eröffnet der Textil- und Bekleidungsindustrie grosse Chancen für innovative Produkte und neue Märkte. Allerdings nur, wenn die neue Technologie auch unbedenklich für Mensch und Umwelt ist. Um einer sicheren Nanotechnologie im Textilsektor den Boden zu bereiten, hat die Empa im November zusammen mit dem Textilverband Schweiz (TVS) und dem Nano-Cluster Bodensee die beteiligten Akteure aus der Textilindustrie, der Forschung und von den Behörden an die Empa in St. Gallen zum ersten «NanoSafe Textiles»-Dialog eingeladen. Mehr als 50 TeilnehmerInnen waren der Einladung gefolgt, um sich an der Diskussion zu beteiligen.

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Legende: Empa-Direktionsmitglied Markus Rüedi eröffnet den Dialog.

Allfällige Risiken textiler Produkte, die auf nanotechnologischen Verfahren basieren – aber auch die unbedenkliche Anwendung der Nanotechnologie – müssten möglichst früh identifiziert werden, erklärte Empa-Direktionsmitglied Markus Rüedi in seiner Einführung und ergänzte: «Sonst würden sowohl Konsumentinnen und Konsumenten als auch Unternehmen verunsichert und der Innovationsprozess könnte ins Stocken geraten.»

 
Manfred Bickel vom Textilverband Schweiz.
 

Der Vorsitzende vom Textilverband Schweiz (TVS) Manfred Bickel stiess ins gleiche Horn. «Wir wollen, dass unsere Mitgliedfirmen auf das richtige «Innovationspferd» setzen und nicht Gefahr laufen, dass in wenigen Jahren bestimmte kritische Nano-Produkte verboten werden.» Und Jörg Güttinger vom Nano-Cluster Bodensee unterstrich, wie wichtig hierbei das aktive Mitmachen aller Akteure sei. Um den Dialog anzustossen, lieferten zunächst zwölf ReferentInnen von den Behörden (Bundesamt für Gesundheit BAG, Bundesamt für Umwelt BAFU, Unfallversicherung SUVA), der textilen Wertschöpfungskette (Produzenten, Verarbeiter, Handel) und der Forschung (Material- und Risikoforschung) wichtige Hintergrundinformationen zur Ausgangslage und zu möglichen künftigen Entwicklungen.

 

In der anschliessenden Diskussion standen unter anderem folgende Fragen im Zentrum:

  • Unter welchen Bedingungen entscheidet sich eine Firma – vor allem ein KMU –, in die Nanotechnologie einzusteigen? Welche (Informations-)Bedürfnisse haben die verschiedenen Akteure?
  • Wo besteht Handlungsbedarf, um eine sichere Anwendung der Nanotechnologie zu gewährleisten? Wer kann/soll welchen Beitrag leisten, indem zum Beispiel bestimmte Informationen bereitgestellt werden?
  • «Strenge Regulierung durch die Behörden» versus «Eigenverantwortung der Industrie» – was ist sinnvoll? Wie stehen KMU zu einem Verhaltenskodex, der unter anderem eine freiwillige Selbstkontrolle beinhaltet? Was bringt eine Nano-Deklaration, wo versagt sie?
 

Im Dialog zeigte sich die Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu finden. Auch wurde unisono die Forderung laut, substantielle Fördermittel für die Risikoforschung bereitzustellen. Zudem sei es wichtig, dass textile Verarbeiter gute Beziehungen zu ihren Lieferanten unterhalten und die Kommunikation innerhalb der Wertschöpfungskette verbessert wird. Aber auch der Dialog mit den Kunden und der Öffentlichkeit muss gepflegt werden. Der Handel erachtet eine Nano-Deklaration oder ein entsprechendes Labelling als hilfreich. Allerdings ist unklar, was genau deklariert werden soll. Da zudem der grösste Teil der textilen Produkte aus dem Ausland kommt, müssten Deklarationen und Labellings international verbindlich sein.

Insgesamt zeigten sich die Organisatoren zufrieden mit dem ersten «Akt» des NanoSafe Textiles-Dialog. «Diesen Dialog müssen wir nun weiterführen », so Markus Rüedi, «damit wir auch in Zukunft zusammen mit unseren Partnern in der Textilindustrie sichere Produkte mit hoher Funktionalität entwickeln können.»

 

Weitere Informationen:
Markus Rüedi, Direktionsmitglied der Empa, Tel. +41 71 274 72 48,
Claudia Som, Technologie und Gesellschaft, Tel. +41 71 274 78 43,

Redaktion:
Dr. Michael Hagmann, Empa, Kommunikation, Tel. +41 44 823 45 92,