Zweiter Bewohner eingezogen

Zuhause im NEST

27.02.2017 | RAMONA RONNER
Zwei Studenten leben mittlerweile in der NEST-Unit «Vision Wood». Kommunikations-Praktikantin Ramona Ronner hat Patryk Spera und David Norris in ihrer aussergewöhnlichen Wohnung besucht und mit ihnen über ihr Leben im Forschungsobjekt gesprochen.
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Wenn man die Wohneinheit «Vision Wood» betritt, fühlt man sich sofort willkommen. Es wird gescherzt und gelacht, während die beiden Gastgeber in der offenen Küche hantieren. Die Stimmung ist gelöst. Wie ein Arbeitsmeeting wirkt es definitiv nicht. Es kommt einem vor, als sei man in einer ganz gewöhnlichen WG bei Freunden zu Gast. Genau das scheint es für die beiden Bewohner auch zu sein. Wäre da nicht dieser kleine Unterschied. Die Wohnung befindet sich nämlich in einem futuristisch anmutenden Gebäude mitten auf dem Empa-Campus in Dübendorf. Die Rede ist von NEST, dem Gebäudelabor für das Bauen, Wohnen und Leben von morgen.

Zu Patryk Spera (25), dem ersten Bewohner von «Vision Wood», gesellte sich Ende Januar David Norris (22). Die beiden sind seither gemeinsam Teil des Forschungsprojektes. Sie sind sozusagen selber Forschungsgegenstand. «Das stört uns aber überhaupt nicht. Wir fühlen uns nicht in unserer Privatsphäre gestört. Die regelmässigen Besuchergruppen kommen ja dann, wenn wir sowieso arbeiten», sagt David und fügt hinzu: «Ich fände es eigentlich noch schön, wenn ich die auch mal träfe.» Für beide war es ein entscheidender Bewerbungsgrund, Teil eines solchen Wohnprojektes zu werden. «Schliesslich kann nicht jeder zuhause erzählen, dass er nicht nur geforscht hat, sondern auch gleich Gegenstand eines Forschungsprojekts gewesen ist», sagt David dazu schmunzelnd.

In «Vision Wood» sind die Türen aus feuerfestem Holz, die hölzernen Türfallen antibakteriell und selbst die Magnetwand und das Lavabo in einem der Zimmer sind aus Holz. Gerade Patryk, der selbst in der Holzforschung arbeitet, ist «sehr beeindruckt». Im Gespräch mit den beiden Bewohnern merkt man schnell, wie die Augen zu funkeln beginnen, wenn sie von ihrer Wohnung sprechen. So sind sie unter anderem begeistert davon, dass sie selbst festlegen können, welche Temperatur sie am Morgen zum Aufstehen gerne hätten.

Stille im NEST
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Ihre Wohnung befindet sich nur wenige Meter von ihrem Arbeitsplatz entfernt. Dennoch fühle es sich nicht so an, als wären sie ständig bei der Arbeit. «Wenn man sich so wohl fühlt, ist das wirklich wie daheim. Am Wochenende ist es zwar manchmal ein bisschen speziell, weil man in den doch eher ruhigen Forschungs-Campus zurückkehrt. Abgesehen von vereinzelten Sicherheitsleuten, trifft man kaum jemanden an.», sagt Patryk. Aber daran haben sie sich gewöhnt.

«Nachts ist es natürlich auch unglaublich still im Gebäude und auf dem Gelände. Das war am Anfang ein bissen ungewohnt», so David. Allerdings empfinden die beiden dies nicht unheimlich, sondern vielmehr sogar angenehm und «irgendwie cool», sind sich Patryk und David einig. In «Vision Wood» ist es allgemein nicht hellhörig. David, der in einem Orchester Geige spielt, probt oft in seinem Zimmer. Patryk aber sagt: «Ich höre davon so gut wie nichts. Ich weiss manchmal gar nicht, ob er überhaupt zuhause ist, weil ich ihn einfach nicht höre, sobald die Zimmertüre geschlossen ist.» Sind die Türen offen, verbringen sie gerne Zeit miteinander. Sie kochen zusammen am Mittag oder Abend, schauen fern oder unterhalten sich. Sie würden in Zukunft gerne in einer so modernen Wohnung leben, sagen beide unisono. Bis es soweit ist, geniessen sie es noch hier in NEST. David sagt daher auch: «Weil es so speziell ist, sollte man unbedingt das Beste aus seiner Zeit hier machen.»

Das Beste aus ihrer Zeit machen sie auch in der Freizeit. Während David oft wie früher schon mit seiner Familie die Davoser Skipisten unsicher macht, schnallt sich Patryk seine Wanderschuhe an und erkundet die Berge zu Fuss.

Veränderung im NEST

«Die Zeit fliegt nur so, wenn man hier ist. Insbesondere wenn man viel arbeitet», sagt Patryk. Er ist Master Student in «Material Sciences» und als Praktikant an der Empa. David ist ebenfalls hier in einem einjährigen Praktikum. Der gebürtige Schotte befindet sich derzeit im Master-Studiengang «Chemical Engineering». Patryk hat seine Masterarbeit bereits abgeschlossen und ist am Ende seines Praktikums angelangt. Im März wird er aus «Vision Wood» ausziehen. Dann bekommt David eine neue Mitbewohnerin aus Patryks Forschungsabteilung, denn er bleibt noch bis nächsten September: «Ich freue mich schon auf den Sommer, wenn ich die Dachterrasse geniessen kann.» Im Spätsommer soll dann auch die Solare Fitness & Wellness-Unit fertig sein, die bei ihm ebenfalls auf Anklang stösst: «Die werde ich definitiv nutzen.»

Nach einem köstlichen Mittagessen und einer entspannten, herzlichen Unterhaltung verabschiede ich mich von den beiden. Wir alle müssen zurück an unsere Arbeit, sie in ihr Labor, ich in mein Büro. Auf dem Rückweg wird mir klar: «Vision Wood» ist weit mehr als nur ein Forschungsprojekt; für zwei junge Menschen ist es ein Zuhause geworden.

Vision Wood appartment
Redaktion / Medienkontakt
Stephan Kälin
Kommunikation
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