Die Empa-Abteilung «Akustik/Lärmminderung» feiert Jubiläum

50 Jahre und kein bisschen leise

3 sept. 2014 | CORNELIA ZOGG
Die Abteilung «Akustik/Lärmminderung» an der Empa feiert Jubiläum. Seit 50 Jahren tragen die Forscherinnen und Forscher zu Innovationen in Sachen Lärmschutz und -forschung bei. Das wurde mit einem Anlass am letzten Freitag gefeiert. Obwohl die Fortschritte im Bereich Lärmschutz in den letzten Jahren beachtlich sind, gibt es nach wie vor viel zu tun. Zurzeit stehen vor allem der Bereich der Psychoakustik und der Wirkung von Lärm auf die Bevölkerung im Fokus.
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«Die Ruhe in Siedlungsräumen muss erhalten bleiben.» Urs Walker vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) findet klare Worte, wenn es um den Schutzauftrag des Bundes geht, für Ruhe zu sorgen. Die Mobilität der Bevölkerung steigt, der damit verbundene Lärm ebenfalls. Trotz zahlreicher Verbesserungen in allen Bereichen, wie beispielsweise Lärmschutzwände bei Autobahnen oder leiserem Rollmaterial von Zügen, gibt es noch viel zu tun. Denn Lärm führt zu zahlreichen Problemen, von gesundheitlichen Schädigungen, über den Wertverlust von Liegenschaften bis zur sozialen Entmischung in Wohnquartieren. Hier gibt es ein grosses Potenzial, einerseits bei der Erforschung der Wirkung von Lärm auf Menschen, andererseits bei der Entwicklung neuer Materialien und Systeme zur Vermeidung der Entstehung von Schall bei Maschinen, haustechnischen Anlagen und Fahrzeugen oder zur Lärmdämmung in Gebäuden.

Es ist noch immer laut
Die Abteilung «Akustik und Lärmminderung» entstand vor etwas mehr als 50 Jahren aufgrund eines Engagements der «Liga gegen den Lärm» – heute «Lärmliga». Die Liga vertrat also bereits umweltpolitische Anliegen, als der Umweltschutz noch kein Thema war. Eine Schrift, die Lärm als erste in der Schweiz zum «juristischen Problem» erklärte, vermochte Politiker aller Lager zum Handeln zu bewegen. Ein erster Schritt war die Gründung einer entsprechenden Forschungsabteilung an der Empa, die ihrem Auftrag bis heute nachkommt. Die Abteilung leistete eine wesentliche Unterstützung bei der technischen Umsetzung des Lärmschutzrechts. Neben allen anderen Lärmarten war dabei vor allem der Fluglärm bis heute ein zentrales Thema, das international Beachtung fand. Auch am Festakt am letzten Freitag war die «Lärmliga» vertreten. Peter Ettler würdigte die Fortschritte des Lärmschutzes der letzten 50 Jahre, wies aber auch darauf hin, dass es «heute noch gleich laut ist wie vor 50 Jahren». Durch die steigende Mobilität und das Verkehrswachstun, würden Fortschritte laufend wieder «aufgefressen».

Simulationen als zukünftige Methode
Daher sind neue Forschungsprojekte auch schon lanciert, um die Auswirkungen von Lärm auf die Bevölkerung genauer zu untersuchen. Die so genannte Auralisation ist dabei eine der neuen Methoden. Ähnlich wie bei einer Visualisierung für die Augen, soll eine Auralisation eine Geräuschsituation für die Ohren simulieren und so zu einem besseren Verständnis beitragen. Zum Beispiel Windparks: «Viele Leute fürchten sich vor der Errichtung von Windrädern in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, weil sie die Geräuschemissionen nicht richtig einschätzen können,» erklärt Empa-Forscher Jean-Marc Wunderli. Mit Hilfe eines Modelles, das die Umgebung mit einbezieht, erstellen die Forscher eine Simulation, die den Anwohnern ein ungefähres Bild gibt, welche Geräuschimmissionen von einem Windpark zu erwarten sind. Zusammen mit einer Visualisierung von Forschern der ETH Zürich ermöglicht dies schliesslich die Bewertung der Landschaftsverträglichkeit von Windparks.

Nicht nur Grundlagenforschung
Mit ihren Modellen und Simulationen bildet die Empa aber auch eine Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie. Zahlreiche Entwicklungen der Empa haben sich bereits am Markt etabliert. Unter anderem der weltweit erste leichte, lichtdurchlässige und schallschluckende Vorhang. Auch das neuste Projekt an der Empa – das Gebäudelabor «NEST» – wird neben neusten Wohn- und Arbeitsmethoden auch akustische Fragen klären. «Akustik ist an der Empa ein grosses Thema, sei es in der Mobilität, im Energiebereich oder bei Materialien im Grossen wie im Kleinen», lobt Empa-Direktor Gian-Luca Bona die Arbeit der Abteilung. Und alle Referenten wiederholen immer wieder gern das Credo: Für die Abteilung «Akustik/Lärmminderung» gibt es noch viel zu tun – und man hat grosse Erwartungen.
 

 
 
 
 
 
 


 

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Literaturhinweis

«Geschichte der Akustik an der ETH Zürich und der Empa Dübendorf», Kurt Eggenschwiler, Sabine von Fischer, DAGA 2014, Oldenburg.