«SAMPE Fellow Award» an Urs Meier

Auszeichnung für CFK-Pionierleistungen

18.09.2019 | KARIN WEINMANN

Am 18. September durfte Urs Meier für seine Verdienste auf dem Gebiet der kohlenfaserverstärkten Kunststoffe im Bauingenieurwesen eine prestigeträchtige Auszeichnung entgegennehmen – den «SAMPE Fellow Award». Dieser wird als Anerkennung für herausragende Beiträge in den Bereichen Materialien und Prozesse verliehen.

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SAMPE ist die «Society for the Advancement of Materials and Process Engineering», ein internationaler Berufsverband mit zurzeit über 15'000 Mitgliedern. Der Verband wurde 1944 von kalifornischen Luftfahrtingenieuren gegründet, mit dem Ziel, ein professionelles Netzwerk aufzubauen und den Austausch technischer Information zu verbessern. Heute ist SAMPE in 40 Ländern vertreten. Als einzige globale technische Gesellschaft, die alle Bereiche der Material- und Prozessforschung umfasst, bietet SAMPE ein einzigartiges Forum für Wissenschaftler und Ingenieure auf der ganzen Welt.

Ein CFK-Pionier an der Empa

Urs Meier ist seit 1969 an der Empa tätig, 12 Jahre davon als Direktor der Empa Dübendorf. Er ist ein international anerkannter Pionier auf dem Gebiet der kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffe (CFK) im Bauingenieurwesen und eine treibende Kraft bei deren Weiterentwicklung. Meier startete bereits 1980 mit der Idee, CFK für Seile im Grossbrückenbau einzusetzen. Die Idee, einen «Superwerkstoff», der aufgrund seines hohen Preises bisher einzig der Raumfahrt und der militärischen Luftfahrt vorbehalten war, im Bauwesen zu nutzen, war derart verrückt, dass er erste Studien im Geheimen anging. 1982 kam der Einfall dazu, Betonbauwerke durch das Aufkleben extrem dünner CFK-Lamellen zu verstärken.

1987 erbrachte Meier mit einem kleinen Team begeisterter junger Ingenieure in einer preisgekrönten Arbeit zum ersten Mal den Beweis, dass sich bestehende Brücken tatsächlich mit den CFK-Lamellen verstärken lassen. 1991 prägte er die Geschichte des Bauingenieurwesens mit der weltweit ersten Reparatur einer Strassenbrücke mit drei CFK-Lamellen. Die Brücke im Kanton Luzern war durch eine Beschädigung ihrer Vorspannkabel in ihrer Strukturintegrität beeinträchtigt. Ein Jahr später folgte das erste Gebäude und die erste historische Struktur, die mit CFK erfolgreich verstärkt wurden.

Zu weiteren CFK-Pionierleistungen Urs Meiers gehören deren Anwendung als Schrägseil-Brückenkabeln, der Einbau von faseroptischen Sensoren in nachspannende Brückenkabel sowie die Nachverstärkung von Holzbrücken und -trägern mit CFK.

Eine beeindruckende Laufbahn

In seiner Laufbahn erwarb Meier fünf US-Patente und veröffentlichte sage und schreibe 264 wissenschaftlich-technische Publikationen. Er präsentierte hunderte von Vorträgen, Kursen und Keynotes auf der ganzen Welt zur Förderung der Verwendung von Verbundwerkstoffen, insbesondere CFK im Bauwesen. Meier erhielt bereits eine ganze Reihe renommierter Auszeichnungen – unter anderem einen Ehrendoktortitel des «Royal Military College of Canada» und die Staudinger-Durrer-Medaille des Werkstoffdepartements der ETH Zürich. Er hat die Gründer des Empa Spin-Offs Carbo-Link in der schwierigen Startphase massgebend unterstürzt. Daraus ist heute eine weltweit führende Firma zur Produktion von sehr anspruchsvollen Leichtbauteilen für die See- und Luft- und Raumfahrt sowie das Bauwesen geworden.

Derzeit wird in Deutschland eine neue, grössere Eisenbahnbrücke aufgrund des Empa-Gutachtens von Meier erstmals vollständig an Zugelementen aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK) aus der Produktion von Carbo-Link aufgehängt. Dieser Meilenstein gehört in eine systematisch aufgebaute Reihe von Empa-Pilotprojekten, wie beispielsweise der Storchenbrücke in Winterthur. Dort war 1998 das Wagnis, die gesamte Brücke an CFK-Kabeln aufzuhängen, noch als zu gross erachtet worden. Es wurden erst zwei CFK-Kabel eingesetzt. Aufgrund der langjährigen Untersuchungen der Empa ist es heute möglich geworden, ganze Brücken vollständig an diesem nicht korrodierenden, ermüdungsbeständigen und leichten Werkstoff aufzuhängen

In seiner Nomination für den «SAMPE Fellow Award» erklärt Scott Beckwith, technischer Direktor von SAMPE, Meier habe mehr zur CFK-Forschung beigetragen als jedes andere gegenwärtige oder ehemalige SAMPE-Mitglied – er gelte als regelrechter «Guru» im Bereich Verbundwerkstoffe im Bauingenieurwesen. Meiers Verdienste als CFK-Pionier wurden nun ausgezeichnet: SAMPE-Direktor Gregg Balko überreichte ihm den Award an der SAMPE-Konferenz am 18. September 2019 in Nantes / Frankreich.

Information
Prof. Urs Meier
General Management
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Redaktion / Medienkontakt
Karin Weinmann
Kommunikation
Tel. +41 58 765 44 54

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