Detaillierte Ökobilanzen für zukünftige Industrieprodukte
Sichere Motorradhelme – aus «Rüeblifasern»?

Motorradhelme bestehen aus faserverstärktem Kunststoff. Statt Glasfasern ist auch eine biologische Variante möglich: Pflanzenfasern, die bei der Produktion von Karottensaft anfallen. Empa-Forscher können nun analysieren, ob eine solche Produktion ökologisch und ökonomisch Sinn macht – noch bevor in Produktionsanlagen investiert wird. | ||
Überall auf der Welt wird an biologisch abbaubaren und recyclingfähigen Kunststoffen geforscht. Doch faserverstärkte Bauteile bleiben weiterhin problematisch – wenn Glasfasern oder Kohlefasern verwendet werden. Die schottische Firma Cellucomp Limited hat nun im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts eine Methode entwickelt, um Nanofasern aus Karottenabfällen zu gewinnen. Diese Fasern wären kostengünstig und zugleich biologisch abbaubar. Doch ist diese Methode, die im Labor funktioniert, auch in grossem Massstab marktfähig? Mit Hilfe der an der Empa entwickelten MPAS-Methode («Multi Perspective Application Selection») lässt sich identifizieren, in welchen Industriesektoren neue Materialien technisch und ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden können. Zugleich wird bei MPAS die ökologische Seite dieser neuen Materialien berücksichtigt. Das Ergebnis in diesem Fall: Nanofasern aus Rüebliabfall können künftig beispielsweise in der Produktion von Motorradhelmen oder von Seitenwänden für Wohnmobile eingesetzt werden. | ||
Analyse in drei Schritten | ||
Industrieproduktion theoretisch durchkalkuliert Mit dem MPAS-Ansatz ist man in der Lage, einzelne Szenarien einer zukünftigen Produktion recht genau durchzukalkulieren. So ist im Falle der Nanofasern aus Rüebliabfällen entscheidend, ob für deren Produktion fünf Tonnen frische Karotten oder aber 209 kg Karottentrester (Faserabfall aus der Saftpressung) als Ausgangsstoff dienen. Einen Einfluss auf die Produktionskosten hat die Frage, ob das Lösungsmittel am Ende rezykliert oder verbrannt wird. Und die Energiebilanz hängt davon ab, wie die Enzyme, die die Fasern aus den Karotten lösen, deaktiviert werden. Im Labor geschieht dies durch Hitze, für eine Industrieproduktion wäre der Einsatz von Bleichmitteln günstiger. | ||
Fazit: sechs mögliche Anwendungen für «Rüebli-Fasern» | ||
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