Innovative Eisschrauben
«Lebensversicherung» für Bergretter, Tourenskifahrer und Eiskletterer
Am Berg müssen Eisschrauben das Gewicht eines Kletterers sicher halten können – zur Not auch im freien Fall. Ob eine neu entwickelte Schraube selbst bei extremer Belastung nicht aus dem Eis rutscht, sollen Experimente an der Empa zeigen.
Mit klammen Händen hängt der Kletterer in der vereisten Nordwand und sucht Halt. Plötzlich greift seine Hand ins Leere und er stürzt in die Tiefe – bis die Sicherheitsausrüstung den Sturz aufhält. Der Mann ist angeseilt, und die Eisschraube sitzt fest im Eis. Wie sicher aber ist die Schraube wirklich? Immerhin muss sie bei einem Sturz ein Vielfaches des Körpergewichts halten können.
Eine innovative Eisschraube wird derzeit an der Empa untersucht. Die Schraube aus legiertem Stahl mit einem neuartigen Gewinde und Zähnen am Schaft soll die Eiskristalle möglichst wenig stören und somit die Stabilität des Eises erhalten. Der Entwickler, Maschinenbauingenieur Silvano Zorzi vom Bildungszentrum Limmattal in Dietikon, erhofft sich von der neuen Schraube eine deutlich höhere Haltekraft als herkömmliche Schrauben derzeit aufweisen.
Da aktuelle Standards für derartige Untersuchungen im Labor jedoch fehlen, haben Empa-Konstrukteure ein Zugbehältnis entwickelt, das die Verhältnisse am Berg nachahmen soll. Denn obgleich es relativ einfach ist, maschinell mit grosser Kraft an einer Eisschraube zu ziehen, muss doch gewährleistet sein, dass der Eisblock während des Experiments nicht bereits bei deutlich geringerem Kraftaufwand aus seinem Behältnis gleitet. Cyril Jaggi, Konstrukteur im vierten Lehrjahr an der Empa, hat daher einen Zugbehälter aus Metall entworfen, aus dem das Eis aufgrund von Metallverstrebungen nicht herausrutschen kann.
Erste Zugversuche zeigen nun, dass die neue Eisschraube einer Kraft von bis zu 1600 Kilogramm standhält. Wird sie stärker belastet, bricht sie das Eis auf, das unter Knacken und Splittern die Schraube mitsamt einem Eiskegel freigibt.
Dr. Andrea Six
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