75 Jahre Forschung auf dem Jungfraujoch

Hochalpiner Spion für europäische Luftschadstoffe

Aug 29, 2006 | KARIN WEINMANNALL

1931 wurde die am höchsten gelegene Forschungsstation Europas eingeweiht. Im rennommierten Umweltforschungszentrum arbeiten heute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an über 25 in- und ausländischen Forschungsprojekten. Darunter auch Empa-ForscherInnen. Sie haben sich auf den Einfluss der Luftfremdstoffe auf unser Klima und die Luftqualität spezialisiert. Unter dem Motto «Top Science at the Top of Europe» gewährten sie heute den Medien zusammen mit der  Akademie der Naturwissenschaften, mit der internationalen Stiftung Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch und Gornergrat (HFSJG), mit MeteoSwiss, dem PSI, der EPFL und der Universität Bern einen exklusiven Einblick in die aktuellen Untersuchungen.

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Von unserer Industriegesellschaft verursachte Spurengase tragen zu globalen Phänomenen wie dem Ozonloch und der Klimaerwärmung bei. Langzeitmessungen an geeigneten Standorten sind notwendig, um das Ausmass der Emissionen, die Schadstoffquellen und die zeitlichen Veränderungen (d.h. eine Ab- oder Zunahme) dieser umweltrelevanten Substanzen in der Atmosphäre zu ermitteln. Die hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch ist dafür geradezu ideal; hier, auf einer Höhe von 3580 Meter über Meer hat die Empa hoch empfindliche Messgeräte installiert, um Luftschadstoffe auch noch in kleinsten Mengen kontinuierlich messen zu können – bis zu Konzentrationen im «ppt»-Bereich, also ein Teilchen der Substanz X auf eine Billion Teilchen Luft.

 

Aufgrund ihrer zentralen Lage inmitten des hoch industrialisierten Europa und der geringen lokalen Verschmutzung eignet sich die Messstation Jungfraujoch besonders gut für die Erforschung der Schadstoffemissionen in der Schweiz und in Europa. Durch die Kombination der langjährigen kontinuierlichen Messreihen mit meteorologischen Modellen können die ForscherInnen der Empa die Verschmutzung bis zu den Quellen zurückzuverfolgen.

 
Auch das Ausmass der Emissionen kann abschätzt werden, wie zum Beispiel für das Lösungsmittel 1,1,1-Trichlorethan (0.3 bis 3 Tonnen / Jahr). Vergleichen wir diese Emissionswerte mit den von den einzelnen Ländern deklarierten Daten, lassen sich internationale Vereinbarungen wie das Kyoto- oder das Montreal-Protokoll (zur Reduktion von Ozonkillern, wie FCKW) unabhängig überprüfen.

Aufgrund der einzigartigen Lage und des umfassenden Messprogramms spielt die Messstation Jungfraujoch auch eine wichtige Rolle in europäischen und globalen Messnetzen. Die Station ist eine von 23 globalen Stationen im GAW-Programm («Global Atmosphere Watch») der WMO (World Meteorological Organisation) und eine von wenigen Stationen weltweit , wo kontinuierlich mehrere Dutzend halogenierte Verbindungen gemessen werden.

Ausserdem ist das Jungfraujoch die so genannte Hintergrundstation innerhalb des Schweizerischen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL), das vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) und der Empa betrieben wird. Die Bestimmung der Hintergrundkonzentrationen ermöglicht es, eingeleitete Massnahmen zur Minderung der anthropogenen, also vom Menschen verursachten Emissionen auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen; zudem lassen sich dadurch neue Luftfremdstoffe schon früh identifizieren und messen.

Die Forschungsaktivitäten der Empa konzentrieren sich auf

  • Quantifizieren von Emissionen aus der Schweiz und aus Europa,
  • Entwicklung der Messtechnik für neue Verbindungen,
  • Trendanalyse der Hintergrundkonzentrationen zur Erfolgskontrolle von Minderungsmassnahmen und zur Früherkennung atmosphärischer Veränderungen.

 

Kontakt

Empa, Abteilung Luftfremdstoffe/Umwelttechnik, Überlandstr. 129, 8600 Dübendorf